Der Altar hat ein Mosaikbild von Ernst Pfannschmidt (1911) in der St. Michaelis Kirche in Hamburg; Bild: 25. Dezember 2017
Hühnereier und ein Blumenstrauß von vielen in der St. Michaeliskirche in Hamburg, Ostern 2017
Opferkerzen in der St. Michaeliskirche in Hamburg, 25. Dezember 2017
Osterfeuer-Osterkerze
Mit dem Osterfeuer, aus Stein geschlagen und vor der Kirche
entzündet, beginnt liturgisch die Feier der Osternacht. Am Osterfeuer entzündet, wird die Osterkerze in die Kirche getragen. Sie symbolisiert den auferstandenen Christus, dessen Auferstehung in
dieser Nacht gedacht wird, die "die alte Schuld des Adam" ausglich und die Menschheit mit Gött versöhnte. Auf der Osterkerze werden durch fünf rote Wachstücke die Wunden Jesu in Kreuzform
angebracht sowie die Jahreszahl. In früheren Jahrhunderten war dies mancherorts phasenweise der Beginn des neuen Jahres. In vielen Gemeinden ist es üblich, daß auch die Gläubigen kleine
Osterkerzen in die Kirche tragen, an der großen Osterkerze entzünden und das Licht untereinander weitergeben.Sie nehmen diese Kerzen, manchmal nicht gekauft, sondern selbst hergestellt, mit nach
Hause. Diese Kerze bekommt einen Ehrenplatz und brennt bei feierlichen Anlässen und bei Gefahr Heute bleibt die große Osterkerze meist ganzjährig in der Kirche stehen. Sie wird bei Gottesdiensten
angezündet. In manchen Kirchen setzt man mit der Osterkerze bei Toten- und Auferstehungsmessen ein besonderes Zeichen: Man stellt die brennende Osterkerze auf ein schwarzes Tuch und deutet damit
an, daß der Tod durch Christi Auferstehung besiegt ist.
Eine runde oder ovale Wachsscheibe, die auf der Voderseite das
Lamm Gottes (= lat.: agnus dei) als Prägebild zeigt und auf der Rückseite die Abbildung eines oder mehrerer Heiliger, trägt den Namen Agnus Dei. Das A. D., wie es der Volksmund auch nannte, steht
im Zusammenhang mit der Osterkerze in der Bischofskirche des Papstes. Diese Osterkerze wurde - im 8. Jahrhundert erstmals nachweisbar - am Ende der österlichen Zeit zerstückelt und unter die
Gläubigen verteilt, die dieses Stück Bienenwachs wie eine Reliquie verehrten oder als Amulett trugen, das als segensstiftend und unheilabwendend galt. Weil der Osterkerzenrest nicht die Nachfrage
befriedigte, wurden zusätzliche Wachsprägungen geweiht. Ursprünglich weihte sie der Archidiakon am Karsamstag in der Lateranbasilika. Seit Papst Martin V. (1417-1431) blieb die Weihe dem Papst
persönlich reserviert, der sie im ersten und jedem siebten Jahr seines Pontifikates vornahm. Gregor XIII. (1572-1585) untersagte die bunte Bemalung, mit der die Wachsoblaten versehen wurden. Die
im Mittelalter nur den gesellschaftlich Höhergestellten erhältlichen Wachsprägungen wurden in Ostensorien (Behältern) zur Schau gestellt, Reliquienschätzen hinzugefügt und Bestandteil von
Gnadenaltären und Grundsteinausstattungen. In aufklappbaren Medaillons trug man das Agnus Dei - für das sich das Wort "Deli" für Trachtenschmuck ableitet - zum Schutz gegen Blitz, Feuer,
Überschwemmungen, Seuchen, Sünde, Teufel, böse Geister und gegen Meineid vor Gericht bei sich. Wachsprägungen werden auch durch beschauliche Klöster seit dem 19. Jahrhundert ausgegeben.
Alter Tradition, vor einigen Jahren noch in der Ramsau bei
Berchtesgaden üblich, entspricht es, wenn eine Figur des auferstandenen Christus, mit Wundmalen und Siegsfahne, illuminiert mit vielen Kerzen auf dem Hauptaltar hinter einem Vorhang verborgen
steht. Wenn dann beim gemeinsamen Gloria-Gesang in der Osternacht wieder die bis dahin stumme Orgel erklingt, die Meßdiener mit den Meßglocken schellen, wird der Vorhang aufgezogen und
zeigt den Auferstandenen. Solche Darstellungen findet man heute noch in vielen Kirchen Süddeutschlands/Schwarzwald auf alten Barockaltaraufbauten.
Quelle: *Feiern Feste Jahreszeiten", Manfred Becker-Huberti, Freiburg im Breisgau, 1998, S. 304-305.
Eiersegen
Am Ostersonntag findet nach dem
Hochamt in vielen Kirchen der Eiersegen (oder die Speiseweihe) statt. In festlich hergerichteten Körben ("Weihekorb") werden Eier und andere Speisen durch ein Familienmitglied in die Kirche
gertragen und vom Priester gesegnet (= geweiht). Mit den gesegneten Speisen - außer den Eiern ein Osterfladen, Osterbutter, ein Stück Schinken oder Speck, Wurst, Meerrettich und Salz - trägt man
den österlichen Segen nach Hause. Hier wurde die gesegnete Speise zum Frühstück reserviert, denn es bestand der alte (Aber-) Glaube: Geweihtes muß man nüchtern essen, damit der Segen
wirkt.
Von schlitzohrigen Kindern wird
erzählt, daß sie vor der Speisenweihe die Ostereier an beiden Enden anschlagen ("anditschen"), "damit die Weihe besser hineingeht." Im Mittelalter vergrub manch einer ein solches Ei - oder
wenigstens seine Schalen! - auf dem Acker, um auch diesen an dem Segen teilnehmen zu lassen, der sich wiederum für den erntenden Bauern rentierte.
Die Eier- oder Speisenweihe zu
Ostern ist uralt. Im 12. Jahrhundert führte die Kirche die feierliche "Benedictio ovorum" (Eierweihe) ein. Zur Zeit Papst Pauls V. (1605-1621) betete der Priester in der Ostermesse: "Segne, Herr,
wir bitten dich, diese Eier, die du geschaffen hast, auf daß sie eine bekömmliche Nahrung für deine gläubigen Diener werden, die sie in Dankbarkeit und in Erinnerung an die Auferstehung des Herrn
zu sich nehmen."
Ostereier
Der Brauch der Ostereier
(Pascheier) hat seinen Grund in der vorangehenden Fastenzeit. Das Verbot der Kirche im Mittelalter, während der Fastenzeit Eier und Eierspeisen zu sich zu nehmen, weil Eier unter die
Fleischspeisen gerechnet wurden, hatte zur Folge, daß sich in den Wochen vor Ostern, die gute Legezeiten der Hühner sind, große Mengen von Eiern ansammelten. Diese Eier eigneten sich hervorragend
dazu, einerseits zu Ostern fällige Pachten in Form dieser Naturalien zu begleichen, andererseits boten sich diese Eier als symbolhafte Geschenke an. Grund- und Bodenzins mußten nämlich nach altem
deutschem Rechtsbrauch in Form von Eiern erbracht werden.
Osterschaf und Ostereier zum Ostern 2018