Edmund Herger: Bleigießen der Mägde (Thüringen).Foto: Archiv des Autors.
Orakeltage
Etliche Tage des Jahres waren Orakeltage, vor allem aber
Jahresendtermine und Jahresanfänge (Andreastag, Weihnachten, Silvester, Neujahr, Dreikönige). Der Abhängigkeit ackerbaulicher Gesellschaften wegen bezogen sich viele Orakel auf das Wetter, das
sie vorauszusagen suchten. Am Dreikönigstag z.B. schreibt ein Wetterorakel vor: Am Vorabend legt man von 12 Weizenkörner je eines zu einer bestimmten Stunde an einen bestimmten Ort vor den Ofen.
Jede Stunde galt für einen Monat des Jahres. Am Morgen des Dreikönigstages konnte man ablesen, was die Monate bringen werden. Die am weitesten fortgesprungenen Körner weisen auf Glück, Gesundheit
und reiche Ernte hin. Die gleiche "Wettervorhersage" erhoffte man sich vom Zwiebelorakel oder vom Vierjahreszeitenorakel. Bekannt ist auch die Tellersaat (verbunden mit Barbara und Thomas).
Besonders beliebt waren Hochzeitsorakel. Dazu wurde z.B. das ABC mit Kreide an die Tür geschrieben. Ein junger Mann oder ein Mädchen wiesen mit verbundenen Augen zweimal auf die Buchstabenfolge.
Mit dem einen Buchstaben begann der Vorname, mit dem andeen der Nachname der oder des Zukünftigen. Bei einem anderen Orakel band ein Mädchen einen Fingerring an ein langes Haar und ließ den Ring
in ein leeres Glas hinein. So oft der Ring gegen das Glas schlug, addierten sich die Jahre, die das Mädchen noch auf seine Hochzeit zu warten hatte. Bei einem anderen Orakel mußte das Mädchen im
Dunkeln hinter das Haus laufen und Holzscheite in das Haus holen. Ergaben die Scheite eine gerade = "paarige" Zahl, durfte das Mädchen auf eine Hochzeit im kommenden Jahr hoffen, sonst mußte es
sich vertrösten lassen.
F. Iwan: Pantoffelwerfen (Pommern) - Foto: Archiv des Autors.
Losbräuche
Das Los zu werfen (vgl. die Jona-Erzählung im Alten Testament) war
nach antiken Vorstellungen keineswegs ehrenrührig, sofern es um die Erkundung des göttlichen Willens ging. Im Mittelalter hatte das Losbrauchtum einen anderen Akzent. Es ging um Zukunftsschau, um
das Orakeln. Karten, Bohnen, Losbriefe und vieles mehr wurden dabei eingesetzt. In unüberschaubar vielen einzelnen Brauchtümern und zu kaum übersehbaren Anlässen wurde gelost: Bohnenkönig,
Bleigießen, Schuhwerfen, Apfelschalen werfen, Kartenlegen, zwölf Zwiebelschalen. Losbräuche, vor allem solche, die über das kommende Wetter, Glück oder den künftigen Hochzeitstermin und Ehemann
Auskunft geben, klebten im Mittelalter vielen Festtagen an. Besonders sind die sie mit den Tagen verbunden, die einmal Jahresende oder -beginn waren.
Edmund Herger: Bleigießen der Mägde (Thüringen).Foto: Archiv des
Autors.
*Feiern Feste Jahreszeiten", Manfred Becker-Huberti, Freiburg im
Breisgau, 1998, S. 161
F. Iwan: Pantoffelwerfen (Pommern) - Foto: Archiv des
Autors.
*Feiern Feste Jahreszeiten", Manfred Becker-Huberti, Freiburg im
Breisgau, 1998, S. 159
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